Christopher Cuhls hat schon für Shows wie Wetten, dass..? als Aufnahmeleiter gearbeitet und bei der Goldenen Kamera die Fäden gezogen, jetzt gibt der Eventregisseur und Ablaufplaner Einblicke in seine Arbeit und erklärt was ein Event wirklich erfolgreich macht. Der Experte stellt sich im Interview den Fragen der Event Inc Redakteure und zeigt was Event Entscheider bei der Organisation einer Veranstaltung immer beachten sollten. Die Event Inc Redakteure begrüßen Chris Cuhls zum Experten Interview.
Herr Cuhls, Events sind für den jeweiligen Veranstalter immer mit hohen Kosten und Aufwand verbunden. Warum lohnt die Live-Kommunikation trotzdem?
Chris Cuhls: Andersherum: Es ist eine Investition in Beziehungen. Wenn es gelingt, Atmosphären zu gestalten, in denen Begegnungen gelingen, hat sich der Aufwand gelohnt. Weil daraus viel mehr entstehen kann. Klar ist jedoch: Wenn die Ziele nicht definiert sind, dann wird es teuer. Die Frage nach der Wirkung bewahrt vor einem Reinfall: Was soll nachher anders sein als vorher?
Sie sprechen im Rahmen ihres Buches Events wirkungsvoll inszenieren von den sieben Geboten der Inszenierung. Können Sie die Kernaussage beziehungsweise das Fazit dieser Grundsätze zusammenfassen?
Chris Cuhls: Inszenierung ist bei Events nicht alles – aber ohne Inszenierung ist alles nichts. Wirkung kann durch erprobte Prinzipien erzielt werden. Meine Entdeckungen wollte ich praxisnah für Event Gestalter festhalten. Denn Events sind das exzellente Zusammenspiel von Logistik und starken Inhalten. Die Gebote sprechen für sich:
- Du musst herausfinden, was der Kunde will (auch wenn er es nicht weiß)
- Geht nicht gibt’s nicht (auch wenn es dir keiner bezahlt)
- Baue eine Struktur (auch wenn es keiner merkt)
- Brich die Struktur (dann merken sie es)
- Es ist nie vorbei (auch schon bevor es angefangen hat)
- Was du unbedingt vermeiden solltest (auch wenn es der Kunde verlangt)
- Was ich als Event Gestalter davon habe (auch wenn ich das schon ahne)
Neben den Geboten habe ich in meinem Buch auch sieben Experten befragt. Die unterschiedlichen Perspektiven zeigen nochmal eine spannende Vielfalt von Inszenierungsmöglichkeiten auf.
Welche Tipps können Sie Event-Entscheidern, unabhängig von der zu vermittelnden Botschaft, für die Organisation ihrer Live Events geben, um ein nachhaltig positives Bild des jeweiligen Events zu erzeugen.
Chris Cuhls: Erstens nicht nur das Event im Blick haben, sondern unbedingt auch das Vor- und Nachher. Zweitens ist das Team das A&O für den Erfolg. Werden die Mitarbeiter konsequent entwickelt und mit ihren Herausforderungen gesehen? Wie steht es um die Wertschätzung – oder sind sie Mittel zum Zweck? Und drittens immer die Perspektive des Gastes einnehmen: Was holt ihn ab? Was bringt ihn weiter? Was berührt seine Seele? Ich glaube damit kann gerade auch organisatorisch extrem viel Gutes verankert werden. Exzellente Organisation ist ein Kunstwerk – jeder Gast merkt sofort welches Augenmerk den Bedürfnissen beigemessen wurde.
Sie sprechen bei der Umsetzung eines Events von einem Ablauf in drei Akten, in Anspielung auf die Dramaturgie des klassischen Theaters. Wie lassen sich diese drei Akte bei einem Event praktisch inszenieren?
Chris Cuhls: Da gibt es drei Ebenen. Einmal den Dreiakter ganzheitlich gesehen als ein Davor, Während und Danach. Das Erlebnis beginnt mit der Einladung und klingt im besten Fall auch danach noch nach. Gleichzeitig ist es ein Ankommen, Erleben und Ausklingen während des Event-Zeitraums. Und schließlich ist es im Programmablauf ein Einstieg, Höhepunkt und Finale. Wer sich dieser Prinzipien annimmt kann gekonnt inszenieren. Natürlich ist das kein Gesetz, es gibt auch andere Wege um Wirkung zu erzielen. Jeder Veranstalter muss aber um die Möglichkeiten genau wissen, um maßgeschneidert zu gestalten.
Welches der von Ihnen organisierten Events war für Sie das spannendste und was zeichnet den nachhaltigen Eindruck aus.
Chris Cuhls: Ich erlaube mir aus meiner beruflichen Welt auszubrechen: Die Geburt meiner ersten Tochter. Das war mit Abstand das spannendste Erlebnis überhaupt und zeichnet sich nachhaltig aus. Das hat nicht nur beeindruckt, sondern tief berührt. In dem Moment ist eine neue Beziehung gestartet, die ich mit jedem Tag vertiefen, entdecken und erleben will. Sie ist schonungslos ehrlich, kostet alles, aber macht mich zutiefst glücklich. Außerdem ist sie kostbar. Nichts, was man gerade mal im Event-Zirkus reproduzieren kann. Ansonsten gibt es viele berufliche Momente, für die ich dankbar bin. Ich liebe es zu gestalten und im Team zu exzellenten Ergebnissen zu kommen. Für mich ist jedes Event ein Unikat, welches ein eigenes Signet erhält.
Zentral bei der Frage ob ein Event veranstaltet werden soll, ist der ROI. Können Sie einfache Tipps zur Gestaltung eines Events geben, um diesen zu maximieren.
Chris Cuhls: Anders formuliert ist das die Frage der Investitionsrendite. Wie hoch ist diese für den Besucher? Das Wertvolle, was er investiert ist nicht das Geld, sondern Zeit. Lohnt sich die Investition? Ich behaupte: Oft nicht. Da stehen viele Dinge im Weg: Ego, Längen, keine Inhalte, nicht für die Zielgruppe adäquat, manches Mal aber auch einfach technische oder logistische Fehlplanungen.
Einer meiner Leitsätze ist ein Dreiklang: Detail, Timing, Exzellenz. Ich glaube diese könnten aus inszenatorischer Sicht helfen den ROI zu maximieren. Die nüchterne Antwort wäre: Klare Ziele stecken und dann mit dem besten Fachpersonal hart daran arbeiten. Man wird ernten, was man sät.
Zum Abschluss: Drei Do`s und drei Dont`s für Event-Entscheider.
Herr Cuhls:
- Do’s: Kommunizieren, Alternativen bereithalten, Spaß haben.
- Dont’s: Rumschreien, kein Lob, kein Plan.
Die Event Inc Redakteure bedanken sich bei Herr Cuhls für das Interview und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute.
Hier finden Sie Eventregisseur und Veranstaltungsplaner Christopher Cuhls
Titelbild: http://ablaufregisseur.de